Sonntag, 28. April 2024

Medienpreis der Kirchen in NRW für Serie über Trauergruppe für Kinder

LfM-Preisverleihung im Düsseldorfer Hyatt

DÜSSELDORF. Die Serie „Kinder trauern anders“ von Simone Niewerth für Radio Lippe Welle Hamm ist mit dem medienethischen Sonderpreis der Kirchen in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden. Die Beiträge über die Trauergruppe Hopi-Kids für Kinder im christlichen Hospiz in Hamm machten auch anderen Menschen Mut, mit Kindern und Erwachsenen über den Tod zu sprechen, so die Jury. 

Die mit 2.500 Euro dotierte Ehrung wurde am Freitag, 22. September, beim Hörfunkpreis der Landesanstalt für Medien (LfM) verliehen. Mit dem „Medienethischen Sonderpreis“ zeichnen die Kirchen Sendungen aus, die aktuelle Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens aufgreifen. Mit der Ehrung sollen Journalisten in den NRW-Lokalradios ermutigt werden, auch vermeintlich schwierige Themen aufzugreifen und dabei an Grundwerte zu erinnern.

„Ein überraschender Beitrag zum Thema Tod und Sterben am Totensonntag“, hieß es in der Begründung: „Besonders gelungen sind die tollen O-Töne von Kindern der Trauergruppe. Nicht schwermütig oder problematisierend, sondern lebendig, lebensfroh, unverkrampft. Die kurzen Stücke können dazu beitragen, das Thema Tod aus der Tabuzone zu holen. Sie lassen die Hörerinnen und Hörer erleben, wie Kinder den Tod eines verstorbenen Menschen verarbeiten – etwa indem sie sich an die schönen Erlebnisse erinnern und sie mit anderen teilen.“

Das Thema Tod werde „auf eine alltägliche, „normale“ Ebene gezogen, ohne es zu banalisieren“, hinzu komme eine gute crossmediale Vernetzung zu weiteren O-Tönen und ein gutes Serviceangebot mit Hinweisen zum Angebot des Hospizes: „Die Autorin Simone Niewerth geht sehr sensibel auf die Kinder ein und bringt sie zum Reden, ohne dass es voyeuristisch wird“, erklärte die Jury aus Stephan Kronenburg, Leiter der Abteilung Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Münster, Ingo Lehnick, Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes epd West, Siegfried Ochs, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Iserlohn, und Gottfried Bohl, Nachrichtenchef der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Lobende Erwähnungen erhielten Julia Winterfeld von Radio Vest sowie Helene Pawlitzki und Stefani Geilhausen von „Rheinpegel“, dem Düsseldorf-Podcast der „Rheinischen Post“. Winterfeld hatte nach einem Zugunglück in Recklinghausen einen evangelischen Polizeiseelsorger interviewt. Dieser erzähle „emotional und authentisch“ von seiner Arbeit, so die Jury: „Auch die Grenzen von Seelsorge werden deutlich benannt. Es gibt keine vorgefertigten Antworten, auch Zweifel an Gott und Ratlosigkeit werden erwähnt; der Seelsorger berichtet auch von eigenen Problemen im Umgang mit solchen Unglücken und gewährt spannende Einblicke in das eigene Seelenleben.“

Pawlitzki und Geilhausen erzählten in ihrem Podcast „Eine Familie bricht ihr Schweigen“ die Geschichte von Lieselotte nach. Sie wäre heute 92, doch ihre Nichte hat erst vor kurzem entdeckt, dass es diese Tante überhaupt gab. Denn Lieselotte hatte das Down-Syndrom und wurde 1941 von den Nazis aus der Familie weggeholt. Über Jahrzehnte wurde nie über ihre Existenz gesprochen. „Eine Aufarbeitung von Geschichte, wie sie sein sollte“, urteilte die Jury: „Die Nazi-Verbrechen an Menschen mit Behinderung bleiben nicht abstrakt, sondern bekommen einen Namen.“

Sozialpreis für Serie über Depressionen

Der Sozialpreis im Rahmen des Audiopreises 2023 der Landesanstalt für Medien NRW geht in diesem Jahr an Sinah Jakobsmeyer und Tobias Fenneker von Radio Hochstift mit ihrem Beitrag „Wir haben Depressionen“. Gestiftet wird der Sozialpreis von der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Er zeichnet herausragende Hörbeiträge aus, die sich mit der sozialen Lebenswirklichkeit von Menschen in NRW auseinandersetzen und auch Lösungsansätze, wie Beratungs- und Unterstützungsleistungen, thematisieren. Die Redaktion von Radio Hochstift habe mit ihrem Themenschwerpunkt „Wir haben Depressionen!“ Gespür fürs wichtige Thema zur richtigen Zeit bewiesen: die Zunahme psychischer Erkrankungen in Krisenzeiten von Pandemie, Krieg und Inflation. „Sinah Jakobsmeyer und Tobias Fenneker schaffen es, das Thema weiter aus der Tabuzone zu holen“, so die Einschätzung der Jury.

„Bemerkenswert, dass die Redaktion hier so viel Freiraum gegeben hat – Sendezeit ebenso wie redaktionelle Kapazitäten. Und eindrucksvoll, was die Journalist*innen daraus gemacht haben“, so Christian Woltering, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW und Jurymitglied. „In verschiedenen Formaten beleuchten sie das Thema on Air und Online aus vielfältigen Perspektiven. Wer Unterstützung braucht, findet weiterführende Informationen und Angebote gesammelt auf der Sonderseite zum Thema. Eine runde Sache!“

Die weiteren Nominierungen für den Sozialpreis waren die Beiträge „Wir sind keine Aliens! Man sollte uns was zutrauen!“ von Sina Kuipers, Radio WMW, und „Der Alltag mit Essstörungen – Wie das Leben mit der Krankheit aussieht und wo es Hilfe gibt“ von Lena Leite, Radio Hochstift.

Weitere Infos zu den Preisträger*innen aller Kategorien gibt es hier:
www.medienanstalt-nrw.de/events/audiopreis-2023/die-preistraegerinnen-und-preistraeger-2023.html   

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