Samstag, 20. April 2024

Weihnachtsansprache 2022: Im Dunkeln erstrahlt ein Licht...

Pater Otto Nosbisch / Foto: Redaktion KiP

Viele feiern den Heiligabend zuhause. Gemeinsam mit der Familie oder Freunden, freuen sich über viele schöne Dinge, den Lichterglanz. Und doch: Im Fest steckt eine ganz grundsätzliche, ja sogar radikale Botschaft. Das meint Pater Otto Nosbisch vom Orden der Salesianer Don Boscos in Essen. Hier seine Weihnachtsansprache für die Katholische Kirche, die auch in den NRW-Lokalradios zu hören ist.

 

Liebe Hörerinnen und Hörer.
In dieser Zeit der Pandemie, in der Zeit des Krieges, der Flucht so vieler, sehe ich vor allem die leidenden jungen Menschen. Junge Menschen, die Arbeit suchen, die Hunger haben, ohne Lebensperspektiven sind, junge Menschen, die auf der Strecke bleiben. Sie suchen nach Sinn, nach Beziehungen und Lebenschancen – das wissen wir Salesianer in unseren Jugendeinrichtungen, Werkstätten und Schulen rund um die Welt sehr gut. Sie suchen in ihrem Leben nach Licht – heraus aus der Dunkelheit der Ausweglosigkeit. In dieser Zeit feiern wir die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. „Und im Dunkel erstrahlt ein Licht“.

Bei aller Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit: Gott nimmt uns unsere Dunkelheiten nicht. Es bleiben Krankheit und Tod, Angst und Einsamkeit, Missverständnisse und Verletzungen. Gerade diese Begrenzungen unseres Lebens prägen unser Mensch-Sein: Gäbe es den Tod nicht mehr, wären wir vollkommen, allmächtig, stark - dann wären wir Gott, aber keine Menschen mehr. Kennzeichen unseres Mensch-Seins sind gerade unsere Gebrochenheiten, unsere Grenzen. Und die kann uns keiner nehmen, wenn er uns nicht unser Mensch-Sein nehmen will. Jeder, der das in dieser Welt verspricht, lügt. Nicht einmal Gott tut es.

Doch dann ist da die radikale Botschaft des Weihnachtsfestes: Gott selbst kommt aus seiner Unbegrenztheit mitten in unsere Begrenzungen hinein, damit wir sie aushalten, damit wir leben können. Dieser Gott ist so stark, dass er selbst Mensch wird und sich - bei aller Göttlichkeit – unserer menschlichen Natur unterwirft. Er selbst weint und leidet, hat Angst, wird verraten, auch er ist einsam und unverstanden. Er wird Kind in einer armseligen Krippe im Stall – das Bild, das wir heute vor uns haben – und: Er stirbt einen qualvollen Tod am Kreuz. In seiner Liebe zeigt er sich abgrundtief solidarisch mit uns Menschen: Er selbst kommt mitten in unsere Dunkelheiten.

Jungen Menschen, denen wir Salesianer uns besonders verpflichtet fühlen, ist das in ihrer verlassenen und bedrängten Situation kein billiger Trost. Sondern eine Zusage für ihr Leben - ein Lebensprogramm. Gott begleitet sie, ist an ihrer, an unserer Seite. Denn das ist die entscheidende Nachricht dieses Tages: Gott wird Mensch, will uns so nahe sein, wie es nur geht. Er ist das Licht, das in unsere Dunkelheiten kommt, um sie zu erhellen und zu heilen.

Gott wird Mensch. Und um es mit einem Wort von unserem Gründer Johannes Bosco zu sagen: „Seid fröhlich, tut Gutes. lasst die Spatzen pfeifen!“ 
So wünsche ich Ihnen und Euch die Erfahrung des nahen Gottes in Ihrem und Eurem Leben.

Gesegnete Weihnachten
Ihr Pater Otto Nosbisch

 

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