Mittwoch, 22. Januar 2025

Weihnachtsansprache 2024: Abt Nikodemus Schnabel OSB

Abt Nikodemus Schnabel

Abt Nikodemus Schnabel

FROHE WEIHNACHTEN!

Einige Gedanken zum Weihnachtsfest heute von und mit Abt Nikodemus Schnabel von der Dormitio-Abtei in Jerusalem:

 

Ich weiß nicht, ob Sie es wissen: mitten in Jerusalem auf dem Zionsberg gibt es ein Kloster und diesem Kloster leben deutsche Mönche. Die Dormitio-Abtei.

Mein Name ist Abt Nikodemus, ich bin der Abt dieser Abtei. Und vielleicht fragen Sie sich: wie feiern wir denn Weihnachten? Es ist bisschen merkwürdig, weil im Gegensatz zu Deutschland es kein Feiertag ist. Es ist Dienstag, es ist Werktag, die Geschäfte sind auf, die Leute arbeiten. Aber wir feiern trotzdem Weihnachten.
In der Mitternachtsmesse wird aber - im Gegensatz zu vielen anderen Klöstern und Kirchen in Deutschland - nicht unbedingt die Kirche voll sein mit lauter Christen. Sondern wir werden sehr viele jüdische Besucher haben. Die natürlich ganz neugierig sind. Die wissen, die ganze Welt feiert Weih-nachten - die Israelis natürlich nicht - wollen aber gerne auch das Erleben: „Stille Nacht, heilige Nacht“, „O du fröhliche“ und werden mit dabei sein.

Nach der Mitternachtsmesse - und das ist das große Privileg, wenn man Jerusalem lebt - kann man zu Fuß nach Bethlehem gehen. Das sind zehn Kilometer und wir werden mitten der Nacht uns aufmachen. Nass, kalt, wir kleine Mönchsgemeinschaft, leider ohne Pilger, es ist immer noch Krieg. Niemand kommt zu uns. Wir werden eine kleine Gruppe sein und wir werden diese zehn Kilometer nach Bethlehem gehen. Vorbei an Putzmaschinen und der Müllabfuhr. Wie gesagt: es ist einfach Dienstag auf Mittwoch hier im Heiligen Land. Wir werden durch den Checkpoint gehen, werden nach Bethlehem kommen, der Westbank (Anmerkung: Westjordanland). Es wird kein Straßen-schmuck geben, die Menschen sind in Trauer. Wir werden dann den Geburtsstern erreichen in der Geburtsbasilika in Bethlehem. In der Grotte. Wo der Tradition nach heute vor 2024 Jahren Jesus geboren wurde, im Stall.

Und wir werden dort gegen 4:30 Uhr morgens beten. Und wir werden eine Rolle niederlegen, wo ganz viele Namen draufstehen, über 100.000 Namen. Das sind Namen, die uns Menschen anver-traut haben: aus Deutschland, aber auch aus der ganzen Welt. Namen, wo uns Menschen gebeten haben, dass wir für diese Menschen beten. Und das werden wir tun, auch heute Nacht.

Wir werden trotz des Krieges, trotz all dem, was schwierig ist, hoffnungsfroh davon ausgehen und bekennen: dass Jesus Christus unser Erlöser ist, dass Gott Mensch wurde in ihm und dass Gott nichts menschliches fremd ist. Und dass wir mit Mut und Zuversicht in das Jahr 2025 schauen dürfen.

In dieser Haltung wünsche ich Ihnen aus Jerusalem, am Heiligen Abend, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Ihr Abt Nikodemus

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